Geschichte
Taurachbahn
Die Taurachbahn liegt im Lungau (Salzburgerland), einem Hochbecken, das umgeben wird von den Radstädter Tauern im Norden, den Hohen Tauern im Westen und den Nockbergen im Süden. Ihren Namen erhielt die Bahn von der "Taurach", einem Bergfluß, der seine Quelle in den Massiven der Tauern hat und dem die Bahn von Mauterndorf bis Tamsweg folgt.
Ursprünglich war die Taurachbahn ein Teil der 1894 erbauten Murtalbahn. Aber schon von Anfang an war dieses Teilstück von Tamsweg nach Mauterndorf in einer benachteiligten Situation. Durch die Verlegung der Trasse weitab von den Ortschaften (z.B. Mariapfarr) konnten auf diesem Streckenabschnitt nur bescheidene Fahrgastzahlen erreicht werden und so kam es, daß am 23. März 1973 die Murtalbahn den öffentlichen Personenverkehr auf dem Teilabschnitt Tamsweg - Mauterndorf einstellte. Neben dem noch betriebenen Güterverkehr, der sich aus dem Transport von Holz und Gütern aus der Land- und Forstwirtschaft ergab, wurden bis 1977 in den Sommermonaten noch Dampfbummelzüge gefahren, aber nach Ablauf der Konzession hatte es auch mit diesen Zügen ein Ende. Die werktäglichen Güterzüge waren somit bis Juni 1980 die einzigen Züge in Mauterndorf. Am 9.Juni 1980 wurde die Bahnbrücke bei St. Andrä durch einen zu hohen Lastkraftwagen, der sie durchfahren wollte, so schwer beschädigt, indem er die Brücke aus den Lagern hob, daß die Bahnstrecke unterbrochen war. Nachdem die Steiermärkischen Landesbahnen den Stillegungsantrag gestellt hatten und das Teilstück Tamsweg - Mauterndorf seit dem 1. September 1981 rechtsgültig eingestellt war, bemühte sich der Club 760 um die Strecke gemäß dem Vereinsziel, die Murtalbahn in voller Länge zu erhalten. Bereits zur Jahreswende 1979/80 war die "Taurachbahn-Studiengesellschaft m.b.H. mit Sitz in Mariapfarr gegründet worden, da eine Stillegung dieses Abschnittes abzusehen war. Ziel der Gesellschaft war die Verfügungsberechtigung über dieses Teilstück. Nach zweijähriger Verhandlung konnte am 18. Mai 1982 der Pachtvertrag unterzeichnet werden.
Am 1. April 1982 wurde die Strecke gepachtet und nach mehrjähriger, harter Arbeit war sie wieder soweit instand gesetzt, daß erste Baufahrzeuge nach Mauterndorf gebracht werden konnten. Auch mit den Anrainergemeinden, die auf die früher versprochene Bahngrundübergabe bestanden, konnte eine Lösung zugunsten der Bahn gefunden werden, lediglich westlich der Ortschaft St. Andrä mußte wegen erfolgter Grundstückszusammenlegungen etwa 650 Meter alte Trasse abgetragen und eine neue gebaut werden. Diese Pionierleistung wurde 1984 und 1985 vollbracht und war ein wesentlicher Schritt dafür, daß heute wieder ein planmäßiger Museumsbahnbetrieb im Lungau stattfinden kann. Am 26. Oktober 1985 fuhr dann erstmals ein Sonderzug über die neue Strecke. Die Liste der bis zu einem fahrplanmäßigen Betrieb durchzuführenden Arbeiten schien endlos zu sein. Mit einem enormen Kostenaufwand wurde Wiederherstellung der beschädigten Eisenbahnbrücke bei St. Andrä im Juni 1983 beendet und im August 1983 wurde sie erstmals von der Dampflokomotive 699.01 anläßlich der Überstellungsfahrt nach Mauterndorf befahren.
1983 wurde die Taurachbahn-Studiengesellschaft m.b.H. in Taurachbahn-Gesellschaft m.b.H umbenannt, um auch damit zu demostrieren, daß die Zeit des Planens und Studierens vorbei war und der Betrieb der Taurachbahn realistische Formen annahm.
So manche Ströme von"Schweißperlen" sind von der Stirn der Vereinsaktivisten geflossen bei all der Arbeit, die zu bewältigen war: die Strecke von Unkraut befreien, alles auszumessen, Sickergräben freizulegen, Verkehrsschilder aufzustellen, Bahnhofsgebäude zu renovieren, Fahrzeuge zu restaurieren, Vorschriften zu beachten, das Gleis zu schottern, unzählige Schwellen zu tauschen und vieles mehr. Was hierbei alles geleistet wurde, kann ausführlich in der Broschüre "Der Lungau und seine Bahn" von Alfred Niel nachgelesen werden. Im Juli 1987 erteilte dann das Bundesministerium für öffentliche Wirtschaft und Verkehr die Bewilligung für den schleppbahnmäßigen Güterverkehr, womit die Taurachbahn eine Eisenbahn im rechtlichen Sinne wurde. Am 8. Februar 1988 erteilte dann die Salzburgische Bezirkshauptmannschaft Tamsweg die so sehnlichst erwartete "Betriebsstättengenehmigung für touristikbahnmäßigen Personenverkehr und am 9. Juli 1988 konnte die Taurachbahn feierlich eröffnet werden. So fahren also in den Sommermonaten von Juni bis September wieder dampfbespannte Personenzüge zwischen Mauterndorf und St. Andrä. Das betriebliche Zentrum der Taurachbahn sowie Ausgangspunkt der Züge ist der Bahnhof Mauterndorf. Das Bahnhofsgebäude ist Unterkunft für die ehrenamtlich tätigen Mannschaften an Betriebs- und Arbeitstagen. Das gesamte Betriebspersonal der Bahn besteht aus freiwilligen Mitarbeitern, die alle notwendigen Prüfungen abgelegt haben und die entsprechenden Berechtigungen besitzen. Da der Großteil dieses Personenkreises auch noch einem Beruf nachgehen muß, kann der Betrieb der Taurachbahn nur in den Sommermonaten und nur an den Wochenenden stattfinden. Gewährleistet wird dies vor allem auch durch die unermüdliche Arbeit des Geschäftsführers der Taurachbahn August Zopf, des Betriebsleiters Christoph Gartler und seiner Stellvertreter Gerold Fingerlos und Peter Gruber.
Es sei darauf hingewiesen, dass die Station "Mauterndorf" ein intaktes Ensemble einer klassischen Nebenbahn-Endstation darstellt. Natürlich ist sie somit eine harmonische Ergänzung zum historischen Erscheinungsbild des Marktes Mauterndorf, um so mehr, wenn es heute in den Sommermonaten dort dampft, zischt und raucht wie zu Großelterns Zeiten. Im Herbst 1999 konnte dann auch nach langer Wartezeit endlich mit dem Bau der so dringend benötigten Wagenhalle in Mauterndorf begonnen werden; dies ermöglicht, die Fahrzeuge witterungsgeschützt vor Ort abzustellen und eine Überführung der Garnitur über die betriebslose Winterzeit nach Frojach in die Museumshalle wie in den vergangenen Jahren ist nicht mehr notwendig. Verbunden mit dem Bau war auch eine völlige Erneuerung bzw. Umbau der Gleisanlage des Bahnhofs Mauterndorf.
Unzählige Stunden an Freizeit und Urlaub werden von unseren Aktivisten geopfert, um die Taurachbahn in ihren heutigen Zustand zu erhalten. Seien es die fleißigen Helfer bei den Arbeitseinsätzen im Frühjahr, die bis heute die gesamte Strecke erneuert haben oder die Lokmannschaften, das Fahrdienstpersonal und all die anderen Aktivisten, angefangen vom Clubvorstand bis hin zu unseren Jüngsten, die noch die Schulbank drücken, die immer dort zupacken, wo es gerade notwendig ist. Ihnen allen sei hier an dieser Stelle gedankt. Unser ganz besonderer Dank aber gilt all den vielen Fahrgästen, die wir bisher in steigender Anzahl mit unseren Zügen befördern durften und denen wir, wie wir hoffen, zu einem Erlebnis der besonderen Art verholfen haben. Wenn die Gäste gut gelaunt die Fahrt durch den Lungau genießen und Kinderaugen beim Anblick der dampfenden Lokomotive strahlen, dann ist dies für alle Aktivisten der Taurachbahn Bestätigung und der schönste Lohn für ihre Arbeit.